„Hat mir immer Spaß gemacht”

Seit rund 35 Jahren sorgt Wilhelm Kläfker als Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses im NFV-Kreis Schaumburg dafür, dass Wochenende für Wochenende Unparteiische die vielen im Landkreis ausgetragenen Fußballspiele leiten. Kläfker trägt in seinem Ehrenamt die Gesamtverantwortung unter anderem für die Ansetzungen sowie die Aus- und Fortbildung der Schiris im Kreis.
„Es hat mir immer Spaß gemacht“, betonte der Stadthäger. „Sonst hätte ich das Amt nicht so lange ausgeübt“, fügte er hinzu. Der 86-Jährige macht nicht viel Aufhebens von seinem ehrenamtlichen Engagement, obwohl eine solch lange Amtszeit in dieser Position wohl einzigartig sein dürfte. Viele Spieler dürften es gar nicht vor Augen haben, wenn sie am Sonntagnachmittag dem Ball nachjagen. Es ist ein erheblicher organisatorischer Aufwand nötig, um dafür zu sorgen, dass bei jeder Partie von der 3. Kreisklasse bis zur Kreisliga auch ein Schiedsrichter pünktlich auf dem Platz steht, um das Spiel in geordneten Bahnen zu leiten. Die Zuordnung kann knifflig sein, gerade wenn Spielabsagen in Frühjahr und Herbst Nachholspiele nötig machen. Zudem gelte es, sich zum Beispiel Gedanken zu machen, welche Gespanne brisantere Partien wie etwa das Kreispokalfinale leiten können, so der dem SV Enzen angehörende Wilhlem Kläfker. Wobei zu betonen sei, dass der NFV-Kreis Schaumburg mit seinen Schiedsrichtern gut aufgestellt sei, erklärte Kläfker. Vielen Spielern sei das wahrscheinlich gar nicht bewusst, so der Schiedsrichter-Ausschuss-Vorsitzende lächelnd. Auch mit der Anzahl der Unparteiischen hebt sich Schaumburg von den Nachbarregionen ab. Hier können auch in tieferen Klassen Gespanne mit Schiri und Assistenten gestellt werden. In der Region Hannover ist dies deutlich seltener möglich. Über 40 „Jungschiedsrichter“ verfüge der Kreis derzeit, so Kläfker.
Ein Grund dafür, dass er sein Amt stets gern ausgeübt habe, sei die Zusammenarbeit mit den Schiedsrichtern aus allen Altersklassen. Von 13 bis 80 reiche die Spanne, gerade der Austausch mit den jungen Leuten bringe ja auch immer wieder neue Anregungen. Zudem zeichne die Schiedsrichter eine große Kameradschaft untereinander aus. Dies zeige sich beispielsweise bei den Treffen der Schiedsrichtervereinigung, zu denen stets auch viele nicht mehr Aktive kämen.
Bevor Kläfker den Vorsitz des Schiedsrichterausschusses übernahm, war er zehn Jahr lang Lehrwart. Zum Pfeifen sei er selbst eigentlich erst als Spätberufener gekommen, so Kläfker. Als etwa 30-Jähriger, damals Spieler beim TuS Lüdersfeld, habe er ein Jugendspiel gesehen, das von einem Vereinsangehörigen gepfiffen wurde. Dies sei so einseitig gewesen, dass er sich gesagt habe: „Das kann so nicht gehen“. So habe er sich selbst als Schiedsrichter eingebracht. Dabei stieg Kläfker mehrere Stufen auf, pfiff bis in der damals höher angesiedelten Landesliga. Das Entscheiden in Sekundenschnelle, das Reagieren auf Unerwartetes, mache sicherlich den Reiz des Amtes aus. Als junge Mann eher schüchtern, habe die Tätigkeit bei ihm auch das Selbstbewusstsein gefördert. Dies sei an vielen jungen Schiris zu beobachten.

Schwerpunkt Ausbildung:
Die Ausbildung des Nachwuchses lag Kläfker als Lehrwart ohnehin, aber auch als Vorsitzender, stets besonders am Herzen. „Man freut sich schon, wenn einer der Schaumburger Schiris höher pfeift“, betonte er. Interessant sei auch die Veränderung der Voraussetzungen im Laufe der Jahrzehnte. Früher sei es schon ein Fortschritt gewesen, dass man mit Folien und Overheadprojektor in der Ausbildung habe arbeiten können. Handy und Computer würden heute natürlich ganz andere Möglichkeiten bieten.
Beruflich war Wilhelm Kläfker bei Mercedes-Benz als EDV-Leiter tätig. Entscheidend für die Ausübung seines Ehrenamtes sei stets die Unterstützung seiner Frau gewesen, wie er betonte. In den nächsten Wochen wird er nun aus dem Amt scheiden, sein Stellvertreter Frank Wieggrebe übernimmt den Posten. Kläfker hatte schon vor längerer Zeit die Fühler nach einem Nachfolger ausgestreckt.
Was er für einen Wunsch für das Schiedsrichterwesen und den Fußball in Schaumburg habe? „Den Bau zumindest erstmal eines Kunstrasenplatzes“, betont der scheidende Ausschussvorsitzende. Dies würde die Möglichkeit bieten, den Spiel- und Trainingsbetrieb in der kalten Jahreszeit zu entzerren.
Foto: bb


Autor: Bastian Borchers / Schaumburger Wochenblatt